11.12.2020rss_feed

Bündnis für Wohnen begrüßt Beschluss Stadtrat

Im Spätsommer 2020 hat das Bündnis Wohnen - der Zusammenschluss aus Dt. Mieterbund, DGB und der Freien Wohlfahrtspflege in Bonn - ein Bürgerbegehren Mehr Wohnraum im Bundesviertel begonnen.

 

Ziel des Bürgerbegehrens ist es, den Anteil für Wohnraum, den der so genannte Rahmenplan Bundesviertel der Stadt Bonn vorsieht, deutlich zu erhöhen. Statt der ursprünglichen 40 Prozent im Verhältnis zu 60 Prozent Büroflächen fordert das Bündnis, mindestens 75 Prozent Wohnungsbau vorzusehen, davon 50 Prozent öffentlich gefördert.

 

Das Anliegen ist nicht nur getragen vom erheblichen Wohnraummangel in der Stadt, den die Bündnispartner tagtäglich in ihrer eigenen Arbeit erleben – in der Mieterberatung, in der sozialen Arbeit und im Kontakt zu Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Die Angelegenheit hat überdies eine ökologische Dimension, wie eine aktuelle Studie des Geografischen Instituts der Universität Bonn zeigt: Einpendler - also Menschen, die aus dem Umland zu ihrem Arbeitsplatz in Bonn pendeln - verursachen jedes Jahr mehr als 68.000 Tonnen CO2-Ausstoß und gehören damit - häufig sicher wider Willen - zu den großen Klimakillern in unserer Stadt. Knapp 0,6 Tonnen CO2 - so lautet die Klimabilanz für jeden einzelnen Einpendler, der in Bonn arbeitet, aber hier nicht wohnt bzw. wohnen kann.

 

Am gestrigen Donnerstag, 10.12.2020, hat nun der Rat der Stadt Bonn eine Vorlage zum Rahmenplan Bundesviertel beschlossen, mit der er eine Erhöhung des Anteils für Wohnen von 40 auf bereits 59 Prozent wie folgt ergänzt:

 

Ziel ist, dass der Anteil des Wohnens im Bundesviertel auf 75 % angehoben wird, wovon 50% geförderter Wohnungsbau ist. Dabei sollte die Zahl der durch die Planung rechnerisch möglichen neuen EinwohnerInnnen des Rahmenplan-Gebietes (derzeit 10.300) jedenfalls mindestens der Anzahl rechnerisch möglichen neuen Arbeitsplätze (derzeit 11.400) entsprechen. Die Verwaltung wird daher beauftragt, im 1. Quartal 2021 einen entsprechenden Beschlussvorschlag vorzulegen, ohne das Planverfahren als solches zu gefährden. Ist der Anteil von 75% nicht zu erreichen, muss die Verwaltung dies in der Vorlage detailliert begründen.

Die Partner im Bündnis Wohnen begrüßen diesen Beschluss ausdrücklich und kommentieren im Einzelnen:

 

Der Vorsitzende des Bonner Mieterbundes, Bernhard von Grünberg sagt dazu:
Der Wohnraummangel ist ein Problem, das – und sei es über steigende Mieten – alle Bonnerinnen und Bonner betrifft.
Die wollen wir mit unserem Bürgerbegehren dokumentieren und freuen uns über den großen Zuspruch, den wir trotz Corona und der damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Unterschriftensammlung erhalten haben.

 

Franz-Josef Windisch, Geschäftsführer AWO Bonn/Rhein-Sieg:
Wohnen und Arbeiten gehören für uns zusammen. Nur ein Beispiel ist die Internationale Kindertageseinrichtung der AWO im Bundesviertel mit über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Bisher war gar nicht daran zu denken, dass diese im Umfeld ihres Arbeitsplatzes die Chance haben, auch eine bezahlbare Wohnung zu finden. Das kann sich nun ändern.

 

Bernd Weede, Vorsitzender DGB:
Rund die Hälfte der Bonnerinnen und Bonner haben von ihrem Einkommen her Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein.
Daher ist die Schaffung geförderter Wohnungen besonders wichtig, um auch den ‚normalen‘ Arbeitnehmenden wieder Perspektiven bei der Wohnungssuche zu geben.

 

Susanne Seichter, Geschäftsführerin Paritätischer Wohlfahrtsverband:
Uns treibt die Frage um, wie wir dem Fachkräftemangel in Bonn besser begegnen können. Fachkräfte fehlen vor allem in der Pflege und im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.

Berufsgruppen, die wesentlich für das Funktionieren unserer Gesellschaft sind, müssen in Bonn arbeiten und wohnen können. Das geht eben nur über entsprechende Angebote – nicht mit Mieten über 15€/qm.

 

Jean-Pierre Schneider, Caritasdirektor:
Im Bundesviertel, eine der wenigen großen Flächen, die wir in Bonn noch für Wohnungsbau entwickeln können, bietet sich nun die Chance, ausdrücklich auch mit integrativem Charakter zu bauen und ergänzende Wohnangebote nicht nur für die Mitte der Gesellschaft, sondern auch für Menschen mit besonderen Problemlagen und damit auch mit besonderen Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche zu schaffen.

 

Ulrich Hamacher, Geschäftsführer Diakonisches Werk:
Wenn die 75 Prozent Wohnraum kommen, können im Bundesviertel mehrere Tausend Wohnungen entstehen. Ein wichtiger Schritt – aber bei weitem nicht genug für unsere wachsende Stadt. Das Bündnis Wohnen wird sich daher weiter engagieren für die behutsame, aber konsequente Wohnraumentwicklung in Bonn.