27.11.2019rss_feed

Das Wohnen von morgen

Eröffnungsrunde im Frauenmuseum Bonn mit (v.l.n.r) Javier Burón Cuadrado, Stadt Barcelona, Bernhard von Grünberg, Vorsitzender DMB Bonn-Rhein-Sieg-Ahr e.V., Carolin Krause, Dezernentin Stadt Bon, Lukas Siebenkotten, Präsident DMB, Ulrich Kelber, Bundesdatenschutzbeauftragter
© Foto: Bettina Ueding - Stadt Bonn

Erste Ergebnisse aus der Konferenz am 22. November 2019 über das Wohnen von morgen

 

Unternehmen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis sollen wieder Werkswohnungen bauen. Das war eines der Ergebnisse einer Fachtagung, die der Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr anlässlich seines 100. Geburtstags im Frauenmuseum Bonn mit über 100 Teilnehmern abhielt, unter denen u.a. Vertreter aus Politik, Verwaltung, JobCenter, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften, Wohnungsbaugesellschaften, IHK,, Mieterbund und Telekom teilgenommen haben.


Aufgrund des Bevölkerungswachstums auf dem Wohnungsmarkt Bonn/Rhein-Sieg ist der Wohnungsbau zur Chefsache zu machen, die eine engere Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung aber auch mit dem Rhein-Sieg Kreis mit seinen Gemeinden notwendig macht. Steigende Mieten würden dazu führen, dass sich Durchschnittsverdiener das Wohnen in Bonn nicht mehr leisten können, wie zum Beispiel die dringend benötigten Busfahrer oder die Pflegekräfte bei den Universitätskliniken. Deswegen müssen betroffene Unternehmen wieder Werkswohnungen bauen, unterstützt z.B. von den regionalen Wohnungsunternehmen. Die räumliche Trennung von Arbeit und Wohnen sei immer unvernünftiger, zumal die Verkehrsprobleme kaum zu lösen seien. Deswegen sei es zum Beispiel unsinnig, im Bundesviertel weitere 15.000 Büroarbeitsplätze anzusiedeln, ohne in gleichem Maße Wohnungen anzubieten.

Auch in anderen Stadtteilen müsste Arbeit und Wohnen entwickelt werden. Deswegen sollten möglichst schnell Bebauungspläne umgewandelt werden in urbane Gebiete sowie andere vorhandene Instrumente des Bauplanungsrechts angewandt werden (z.B. Städtebaulicher Vertrag, Konzeptvergaben). Dringend sei eine aktive Baulandentwicklung unter Zuhilfenahme eigener kommunaler Entwicklungsgesellschaften.

Die zuständigen Ämter müssten personell aufgestockt werden. Dies gelte auch für die Wohnungsämter, damit Zweckentfremdung, ebenso wie Mietpreisüberhöhung verfolgt werden könne.Der Bau von öffentlich geförderten Wohnungen müsse dramatisch vorangetrieben werden. Der verpflichtende Anteil für öffentlich geförderte Wohnungen bei Baumaßnahmen sei ein wichtiger Anfang, ebenso die Regelungen der Kaufpreise für diesen Zweck bei Grundstückverkäufen der Stadt. Solche Maßnahmen gebe es im Rhein-Sieg-Kreis noch nicht, der aber genauso wie Bonn unter dem Mangel an bezahlbaren Wohnungen leide.

Wegen der großen Nachfrage an Wohnungen dürfe die Versorgung derjenigen, die wenig Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben nicht leiden, zum Beispiel Behinderte, überschuldete Menschen, Flüchtlinge, Obdachlose ect.Hier müsse ein angemessener Anteil an Wohnungen gesichert werden, bzw. für diese Gruppen gebaut werden.

Das Wohnen in der Zukunft hat aber viele Herausforderungen durch die Entwicklung der Digitalisierung. Dies habe Auswirkungen auf die Nutzung der Wohnungen und des Arbeitsplatzes, auch mit seinen Gefährdungen des Datenschutzes. Auch hat es Auswirkungen auf das Mietrecht, sowohl was die Ausstattung für Smart Home betrifft als auch auf mögliche Betriebskosten. Ebenso wie Auswirkungen auf das Wohnen und Arbeiten im ländlichen Gebiet, wenn diese Regionen digital ausreichend erschlossen sind aber auch auf die Gestaltung der Innenstädte als Erlebnisräume, wenn durch das Internet zunehmend Kaufpotentiale aus den Innenstädten verdrängt werden.

Große Bedeutung für unseren Wohnungsmarkt haben auch die internationalen Erfahrungen. Auf der Tagung war der Leiter des Wohnungsamtes Barcelona, Javier Burón Cuadrado und die Vertreterin der Internationalen Mieterorganisation Barbara Steenbergen aus Brüssel anwesend. Barcelona hat den Wohnungsmarkt nach der Immobilienblase umgekehrt von einem Eigentumsmarkt, hin zu einem Mietenmarkt, wobei die freien Flächen nur noch für den öffentlich geförderten Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Für den Tourismus hat die Stadt Lizenzen vergeben und harte Strafen gegen Airbnb und andern Unternehmen, aber auch privaten Anbietern auferlegt, die außerhalb der Lizenzen vermieten.

Über die ausführlichen Ergebnisse des Workshops wird der Mieterbund, zusammen mit den anderen beteiligten Verbänden eine Dokumentation erstellen und sie den Verantwortlichen in unserer Region und der Presse zur Verfügung stellen.

 

(Foto: Bettina Ueding, Stadt Bonn)
v.l.n.r.
Javier Burón Cuadrado. Wohnungsamt Barcelona
Bernhard von Grünberg, Vorsitzender Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr e.V.
Carolin Krause, Dezernentin für Schule, Soziales und Wohnen Stadt Bonn
Lukas Siebenkotten, Präsident Deutscher Mieterbund
Ulrich Kelber, Bundesdatenschutzbeauftragter